Willst Du gesund werden?

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Das Johannes-Evangelium erzählt von Zeichen und Wundern, die Jesus von Nazareth bewirkt haben soll. Von einem dieser Ereignisse lesen wir zu Beginn des fünften Kapitels.

Der Gelähmte am Teich von Bethesda

Rund um den Teich von Bethesda in Jerusalem lagerten Kranke und Behinderte. Von Zeit zu Zeit, so glaubten die Menschen, kam ein Engel vom Himmel und rührte das Wasser an, sodass seine Anwesenheit durch Wellen sichtbar wurde. Wer nun als Erster das Ufer des Teichs erreichte, wurde geheilt.

Peter van Lint, «Christus heilt einen Kranken am Teich von Bethesda», Öl auf Leinwand, um 1740. Bildrechte: Kunsthistorisches Museum Wien.

Doch die Chancen, jemals am schnellsten von allen das Wasser zu berühren, standen unterschiedlich gut. Von einem Gelähmten wird berichtet, dass er 38 Jahre lang am Teich verbrachte. Weil er nicht laufen konnte, würde er wohl bis ans Ende seines Lebens am Teich von Bethesda bleiben müssen. Es sei denn, ein Wunder geschieht.

Als Jesus an dem Teich vorbeikam, erzählte man ihm vom Schicksal des Gelähmten. Jesus ging auf den Mann zu: «Willst du gesund werden?» Der Gelähmte säufzte: «Ach, Herr, ich habe niemanden, der mir in den Teich hilft, wenn sich das Wasser bewegt. Versuche ich es aber allein, ist immer ein anderer schneller als ich.» Jesus erwiderte: «Steh auf, nimm deine Matte und geh!» Und genau dies tat der Mann; er war geheilt.

Die eine Lesart: Ein echtes Heilungswunder geschah

Diese Geschichte wird in der Regel als Heilungswunder interpretiert. Demnach befreite Jesus den Gelähmten von seinem Leiden, liess ihn wieder Herr über seine Beine werden, und das im ganz physischen Sinne. In dieser Lesart spielen Jesus und der gelähmte Mann Rollen, die wir im Schweizer Gesundheitswesen Tag für Tag beobachten können. Jemand erkrankt und sucht deswegen einen Arzt auf. Der Arzt stellt eine Diagnose, verschreibt Medikamente, empfiehlt ein den Umständen entsprechendes Verhalten, z. B. «eine Woche Bettruhe, viel trinken». Der Patient folgt den Anweisungen. Nach einigen Tagen kommt er wieder auf die Beine und lebt sein Leben weiter, wie er es bisher getan hat.

Ein zweiter Blick: Dem Mann mangelte es an Bewusstsein

Eine zweite Lesart der Geschichte aus dem Johannes-Evangelium fällt einem erst auf den zweiten Blick auf: Könnte es nicht sein, dass der Mann gar nicht gelähmt war, sondern schlicht und einfach nicht gesund sein, nicht wirklich leben wollte – vielleicht, weil ihm Freude und Sinn im Leben fehlten? Gehen wir einmal von dieser Voraussetzung aus, die den Mann aus der Bethesda-Erzählung von allen anderen, tatsächlich Gelähmten unterscheidet, die es damals gab, die uns aber auch heute begegnen.

Somit zielt die Frage von Jesus, ob der Mann gesund werden will, auf das Bewusstsein als wundem Punkt des Mannes ab. Und durch dessen Worte, mit denen er antwortete («Ach, Herr, …») schimmert ein «Ich kann nicht, ich will nicht, ich bin ein Opfer meiner Umstände!» Auf eine solche Aussage kann Jesus nur antworten: «Steh auf, nimm deine Matte und geh!» Darin schwingt mit: «Du bist nicht gelähmt, dein Körper ist gesund. Aber Du hast das nicht begriffen, hast es Dir so eingerichtet, machst alle anderen für Dein angebliches Leiden und dessen Fortbestand verantwortlich. Nur du selbst trägst keine Verantwortung für deine Gesundheit. Dir fehlt es an Bewusstsein. Darum dränge ich dich nun zu deinem Glück: Steh auf, nimm deine Matte und geh!»

Erkennst Du die Vision von Valeursanté?

Dieser zweite, vielleicht provozierende Blick auf die Geschichte lässt uns die Vision von Valeursanté erkennen: Das Projekt will in jedem Menschen das Bewusstsein entfachen, seine eigene Gesundheit entfalten zu können. Dabei gehen wir davon aus, dass jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens gesunde Anteile in sich hat. Krankheit ist in diesem Sinne niemals absolut. Indem wir uns bewusst auf das Gesunde in uns ausrichten, es pflegen und stärken, bringen wir mehr und mehr Freude, Genuss, Glück und Wohlergehen in unser Leben.

Reto und Bruno

«Ein alter Indianer sass mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden, das Feuer knackte, und die Flammen züngelten golden in pechschwarzer Nacht.

Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: ‹Weisst Du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend.›

‹Welcher der beiden wird den Kampf um Dein Herz gewinnen?›, fragte der Junge.

‹Der Wolf, den ich füttere›, antwortete der Alte.»

Aldinger, Marco (2004). Ko(s)misches Bewusstsein.
Heuweiler: Verlag Marco Aldinger.