Willst Du gesund werden?
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Das Johannes-Evangelium erzählt von Zeichen und Wundern, die Jesus von Nazareth bewirkt haben soll. Von einem dieser Ereignisse lesen wir zu Beginn des fünften Kapitels.
Der Gelähmte am Teich von Bethesda
Rund um den Teich von Bethesda in Jerusalem lagerten Kranke und Behinderte. Von Zeit zu Zeit, so glaubten die Menschen, kam ein Engel vom Himmel und rührte das Wasser an, sodass seine Anwesenheit durch Wellen sichtbar wurde. Wer nun als Erster das Ufer des Teichs erreichte, wurde geheilt.
Doch die Chancen, jemals am schnellsten von allen das Wasser zu berühren, standen unterschiedlich gut. Von einem Gelähmten wird berichtet, dass er 38 Jahre lang am Teich verbrachte. Weil er nicht laufen konnte, würde er wohl bis ans Ende seines Lebens am Teich von Bethesda bleiben müssen. Es sei denn, ein Wunder geschieht.
Als Jesus an dem Teich vorbeikam, erzählte man ihm vom Schicksal des Gelähmten. Jesus ging auf den Mann zu: «Willst du gesund werden?» Der Gelähmte säufzte: «Ach, Herr, ich habe niemanden, der mir in den Teich hilft, wenn sich das Wasser bewegt. Versuche ich es aber allein, ist immer ein anderer schneller als ich.» Jesus erwiderte: «Steh auf, nimm deine Matte und geh!» Und genau dies tat der Mann; er war geheilt.
Die eine Lesart: Ein echtes Heilungswunder geschah
Diese Geschichte wird in der Regel als Heilungswunder interpretiert. Demnach befreite Jesus den Gelähmten von seinem Leiden, liess ihn wieder Herr über seine Beine werden, und das im ganz physischen Sinne. In dieser Lesart spielen Jesus und der gelähmte Mann Rollen, die wir im Schweizer Gesundheitswesen Tag für Tag beobachten können. Jemand erkrankt und sucht deswegen einen Arzt auf. Der Arzt stellt eine Diagnose, verschreibt Medikamente, empfiehlt ein den Umständen entsprechendes Verhalten, z. B. «eine Woche Bettruhe, viel trinken». Der Patient folgt den Anweisungen. Nach einigen Tagen kommt er wieder auf die Beine und lebt sein Leben weiter, wie er es bisher getan hat.
Ein zweiter Blick: Dem Mann mangelte es an Bewusstsein
Eine zweite Lesart der Geschichte aus dem Johannes-Evangelium fällt einem erst auf den zweiten Blick auf: Könnte es nicht sein, dass der Mann gar nicht gelähmt war, sondern schlicht und einfach nicht gesund sein, nicht wirklich leben wollte – vielleicht, weil ihm Freude und Sinn im Leben fehlten? Gehen wir einmal von dieser Voraussetzung aus, die den Mann aus der Bethesda-Erzählung von allen anderen, tatsächlich Gelähmten unterscheidet, die es damals gab, die uns aber auch heute begegnen.
Somit zielt die Frage von Jesus, ob der Mann gesund werden will, auf das Bewusstsein als wundem Punkt des Mannes ab. Und durch dessen Worte, mit denen er antwortete («Ach, Herr, …») schimmert ein «Ich kann nicht, ich will nicht, ich bin ein Opfer meiner Umstände!» Auf eine solche Aussage kann Jesus nur antworten: «Steh auf, nimm deine Matte und geh!» Darin schwingt mit: «Du bist nicht gelähmt, dein Körper ist gesund. Aber Du hast das nicht begriffen, hast es Dir so eingerichtet, machst alle anderen für Dein angebliches Leiden und dessen Fortbestand verantwortlich. Nur du selbst trägst keine Verantwortung für deine Gesundheit. Dir fehlt es an Bewusstsein. Darum dränge ich dich nun zu deinem Glück: Steh auf, nimm deine Matte und geh!»
Erkennst Du die Vision von Valeursanté?
Dieser zweite, vielleicht provozierende Blick auf die Geschichte lässt uns die Vision von Valeursanté erkennen: Das Projekt will in jedem Menschen das Bewusstsein entfachen, seine eigene Gesundheit entfalten zu können. Dabei gehen wir davon aus, dass jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens gesunde Anteile in sich hat. Krankheit ist in diesem Sinne niemals absolut. Indem wir uns bewusst auf das Gesunde in uns ausrichten, es pflegen und stärken, bringen wir mehr und mehr Freude, Genuss, Glück und Wohlergehen in unser Leben.
Reto und Bruno
«Ein alter Indianer sass mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden, das Feuer knackte, und die Flammen züngelten golden in pechschwarzer Nacht.
Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: ‹Weisst Du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend.›
‹Welcher der beiden wird den Kampf um Dein Herz gewinnen?›, fragte der Junge.
‹Der Wolf, den ich füttere›, antwortete der Alte.»
Aldinger, Marco (2004). Ko(s)misches Bewusstsein.
Heuweiler: Verlag Marco Aldinger.
Gesundheit ist wohl weniger die Abwesenheit von Krankheit, sondern sie liegt in der Fähigkeit sich berühren zu lassen. «Willst du gesund werden?» ist eine unerhörte Frage. Sie impliziert eine Offenheit, Achtsamkeit und Neugier gegenüber dem Leben selbst. Ich lasse mich berühren vom Leid anderer Menschen, von einer wunderschönen Landschaft, von einem Menschen. Ich bleibe beweglich im Herzen.
Vielen Dank für diesen Kommentar und insbesondere für die zu Gedanken anregende Definition von Gesundheit – der Fähigkeit, sich berühren zu lassen.
ein paar Worte zu Valeurs88 Kommentar: Valeursanté sei überkonfessionell.
Theoretisch kann man alle Religionen als wichtig und bestehend also gleichgültig erkennen, wenn man ein multireligiöses Model der Jenseits voraussetzt, in dem Paradiesteile der Christen, Juden, Buddhisten, Hindus, wie auch anderen Bekentnissen auch KONFESSIONLOSEN zugleich existieren und durch Wände aus Elfenbein abgetrennt wurden. Da Seelen durch Türe alle Paradiesteile besuchen könnten, bräuchte man gute Kondition (DIE GESUNDHEIT Der Seelen) um viel zu gehen und laufen von Teil zu Teil.
Es scheint unendlich schön zu sein, dass Sie Ihre Argmumentation in der Kultur (Bibel) veankert haben. Das bekräftigt die Kraft Ihrer Äusserung!
Zweitens, das Bewusstsein eines Menschen, sein Leben (und die Gesundheit) allein und selbst entfalten zu können, was Sie befürworten, gehört doch zu dem
ursprünglichen Köherenzdreieck. Sie sind dem Wissen treu…
Grundsätzlich sind wir, ist Valeursanté überkonfessionell und offen für die meisten Kulturen und Religionen, solange sie Menschen- und Schöpfungswürde achten. Deswegen reichern wir unsere Texte gerne sowohl mit christlichem als auch buddhistischem oder hinduistischem Gedankengut an. Ebenso, so denken wir, hat Valeursanté einen jesuanischen Charakter. Daher kommt auch die Auslegung der im Text zitierten Bibelstelle. Jesus stellt die Frage, ob der Gelähmte gesund werden will. Er lässt dem Mann die freie Wahl. So wollen wir es auch halten. Wir bieten mit der Gesundheitsentfaltung allen eine Chance an. Wenn sich jemand dafür entscheidet, freut uns das; wenn sich jemand dagegen entscheidet, respektieren wir dies genauso.