Prüfsteine der Gesundheitsentfaltung

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Kürzlich wurde ich auf einen Artikel in der Zeitschrift «dezibel» der Organisation «pro audito schweiz» aufmerksam gemacht. Aus dem Portrait der Naturärztin Ingrid Mundschin erschlossen sich mir drei Prüfsteine für die eigene Gesundheits-, Potenzial- und Lebensentfaltung.
Ingrid Mundschin wurde während des Zweiten Weltkriegs geboren. Im Alter von drei Jahren erlitt sie eine Hirnhautentzündung, fiel ins Koma. Aus diesem erwachte sie nach zehn Tagen, war danach aber gelähmt und taub. Ihre Mutter liess sie über mehrere Monate von einem Magnetopathen nach der Mesmerschen Heilmethode behandeln. Als das Geld knapp wurde, konnte Ingrid Mundschin zwar bereits wieder laufen. Der Gehörverlust sollte sie aber ihr Leben lang begleiten. Ihren Weg gegangen ist sie dennoch. Und dies, so scheint es mir, hängt unter anderem mit den im Folgenden beschriebenen Faktoren zusammen. Ich möchte diese Faktoren als «Prüfsteine der Gesundheitsentfaltung» bezeichnen. Denn an ihnen entscheidet sich mitunter, ob Gesundheitsentfaltung gelingt.

Eigene Ressourcen erkennen und nutzen

Im Alter von fünf Jahren kam Ingrid Mundschin in ein Kloster, wo sie mit Kriegswaisen zusammenlebte. Dort blieb sie bis zum neunten Lebensjahr und kam dann in ein städtisches Kinderheim. In der Schwerhörigenschule schaffte sie ihren Schulabschluss mit Bravour und entwickelte den Wunsch, sich zur Hochbauzeichnerin auszubilden. Bei einem bekannten Architekten in München fand sie einen Ausbildungsplatz. In der Berufsschule in München war sie Schülerin in einer Klasse von Hörenden. Eine sehr grosse Herausforderung! Doch sie brachte neben anderen insbesondere zwei Fertigkeiten mit, die sie für ihren Berufsabschluss nutzte: Sie konnte Lippenlesen und sie beherrschte die Kurzschrift Stenografie, konnte somit den Unterrichtsinhalt mitschreiben und im Nachgang vertiefen. Erkennen auch wir, über welche Fertigkeiten wir zur Entfaltung unserer Gesundheit, unseres Potenzials verfügen? Oder lassen wir uns von Defiziten zurückbinden? Der erste Prüfstein.

Auch steinige Wege sollten wir gehen, wenn sie als richtig erkannt werden

Mit 17 Jahren zog Ingrid Mundschin von München zu ihrem Bruder nach Basel um, wo sie eine Stelle in einem Architekturbüro antrat. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Wechsel des Wohn- und Lebensumfelds eine hohe Anstrengung verlangte – wahrscheinlich einigen Effort mehr, als wenn die junge Frau in München geblieben wäre. Doch Ingrid Mundschin tat, was sie für gut und richtig befunden hatte. Und ich frage mich: Wäre ich zum Aufbruch bereit gewesen? Oder hätte ich die Mühen gescheut, die das als richtig Erkannte mit sich gebracht hätte? Der zweite Prüfstein.

Wer alles schwarz sieht, hat vielleicht die Augen zu.

Chancen suchen und wahrnehmen

Ihr Chef im Architekturbüro finanzierte ihr ein analoges Hörgerät, das Ingrid Mundschin fortan trug. Dann aber kam die Umstellung auf die digitale Technologie. «Das neue, digitale Hörgerät hat immer angefangen zu pfeifen, wenn ich es nur ein Spürchen lauter stellen wollte», beschreibt Ingrid Mundschin die technischen Probleme, die sie zur Suche nach neuen Möglichkeiten veranlasste. Hans-Jörg Studer, ein langjähriger Freund und Experte, empfahl ihr, sich für ein Cochlea-Implantat zu entscheiden. Und das tat Ingrid Mundschin und erlangte in der Folge, nach sehr intensivem und anstrengendem Hörtraining, ein markant verbessertes Hörvermögen. Fortan konnte sie mit vielen anderen Menschen telefonieren und zum ersten Mal genussvoll Musik hören. Was zeigt diese Geschichte? Ich sehe es so: Wenn ich mich entfalten möchte, sollte ich nach Chancen Ausschau halten, in Lösungen denken und das «Problemewälzen» bleiben lassen. Der dritte Prüfstein.

Reto und Bruno


Basis dieses Textes bildet ein Beitrag aus der Zeitschrift «dezibel». http://www.pro-audito.ch/informationen/zeitschrift-dezibel.html. Ingrid Mundschin hat den vorliegenden Aufsatz autorisiert.