Seelenstimmen

Deine Meinung zählt. Du kannst sie über die Kommentarfunktion am Ende dieser Seite mit uns teilen.

Am 13.2.18 schrieb die NZZ auf Seite 20: «Ein Mann aus dem Appenzell hat an einem Glückspielautomaten im Kasino St. Gallen den ‹Swiss Jackpot› geknackt und über zwei Millionen Franken gewonnen. Ursprünglich habe der Mann sich mit Freunden treffen wollen, sich dann aber spontan für einen Abend mit seiner Frau im Kasino entschieden, teilte das Kasino St Gallen am Sonntag mit. Dort spielte der Appenzeller 21-mal hintereinander mit einem Franken Einsatz – und wurde beim 21. Spielgang zweifacher Millionär. Er werde mit dem Gewinn die Hypothek seines Hauses abzahlen, sagte der Mann laut Mitteilung.»

Die meisten Menschen erleben Ähnliches, allerdings nicht unbedingt mit einem Lottogewinn. Aber wir entscheiden uns für eine Arbeit, die uns über die Jahre einen ansehnlichen Betrag einbringen kann. Andere kaufen Aktien oder ein Unternehmen und können mit unterschiedlichem Risikoeinsatz mehr oder weniger gewinnen.

Was geht in uns vor?

Hier interessieren zwei Fragen; die erste: Was hat den Mann gefühlsmässig, intuitiv oder spontan die Pläne für den Abend wechseln lassen? Und was ist in ihm vorgegangen, als er im Kasino auf eine Zahl oder Farbe setzte und dafür seinen 19., 20. oder 21. Franken riskierte? Wie weit gelingt es uns, im Alltag zu spüren, was uns geschehen könnte oder tatsächlich in und um uns passiert? Mal achten wir nicht darauf, mal finden wir den Zugang, wodurch sich uns eine Wahl eröffnet. Wir alle entscheiden dann und bevor- oder benachteiligen uns damit materiell oder immateriell, beeinflussen beispielsweise unsere Gesundheit oder die Lebenserwartung.

Wer zuletzt lacht, stirbt wenigstens fröhlich

Wir wissen, dass es neben dem Verstand noch etwas gibt, das unsere Entscheide massgeblich beeinflusst: innere Stimmen, Träume, Intuition, manche nennen es auch «Bauchgefühl». Diese Seelenstimmen hängen weitgehend von unseren Emotionen und dem Bezug zu einer von uns nicht kontrollierbaren Welt, dem Unterbewusstsein, ab. Diese Verbindung lässt sich jedoch an banalen Vorkommnissen bewusst machen und schulen. So mache ich mir beim Autofahren beispielsweise einen Spass aus dem Spüren, ob eine Barriere, die einige Hundert Meter vor mir liegt, sich vor mir noch senkt oder nicht. Das gelingt erstaunlich gut, obschon ich keine mathematischen Formeln anwende, sondern allein meiner inneren Stimme folge. Ja, es scheint mir gerade so, dass die ebenso bedeutungsvolle Aussagen über unsere Welt erlaubt wie eine sogenannt präzise Wissenschaft wie die Mathematik. Auch deswegen halte ich es für wichtig, der inneren Stimme Aufmerksamkeit zu schenken.

Verpflichtende Geschenke?

Im Hinblick auf die zweite Frage möchte die Geschichte des Appenzellers etwas weiterspinnen: Der Mann weiss nun, dass er nach Steuern um 1,3 Mio. CHF reicher ist als vor seinem Kasinobesuch. Er könnte also seine Frau auf eine Weltreise einladen oder sich sonst etwas Spezielles leisten. So oder so bliebe ein grosser Betrag übrig. Ist mit einem derartigen Geschenk eine schicksalshafte Verpflichtung verbunden? Möchte ich mir beim Sterben sagen dürfen: «Ich hatte Glück, habe in meinem Leben grosse Gewinne erzielt und dem Staat unverhoffte, grosse Einnahmen verschafft. Ich habe mit dem Geld nicht nur Schulden abbezahlt, sondern daraus etwas Neues, etwas Wertvolles geschaffen, und das freut mich noch heute»? Was würdest Du Neues – materiell oder immateriell – schaffen? Oder bist Du überzeugt, nie über ein derartiges Potential zu verfügen? Womöglich lohnt es sich, einmal genau hinzuschauen: Ist dieses Vermögen nicht bereits vorhanden, wenn nicht finanziell, dann vielleicht in Form seelischer, geistiger, körperlicher oder sozialer Fähigkeiten, die Du in die Waagschale werfen kannst?

Bruno und Reto

Besuche uns auch auf Facebook und Instagram.