Sowohl gesund als auch krank

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Wie käme ein Mensch daher, der zu 100 Prozent gesund und zu https:\/\/valeursante.life Prozent krank wäre? Gewiss hätte er keinerlei Schmerzen. Seine Augen glichen jenen eines Adlers und sein Gehör dem einer Fledermaus, dem Tier mit dem ausgeprägtesten Hörvermögen. Sein Herz wäre von Natur aus so stark wie das eines Athleten – der allerdings über Jahre hinweg in gesundem Masse trainieren musste. Seine Knochen widerstünden selbst härtesten Schlägen und seine Muskelkraft gliche jener eines Gorillas, der aus dem Stegreif bis zu 900 kg Gewicht stemmen kann. Die Gedanken eines ungetrübt gesunden Menschen wären positiv, optimistisch, liebevoll, präzise, variantenreich, logisch und kreativ zugleich. Seine Gefühlswelt wäre voller Freude, Liebe und Glück. Angst hätte er nur bei akuter Bedrohung, etwa wenn er ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit frontal auf sich zufahren sähe. Über alles hinaus wäre ein solcher Mensch derart spirituell, dass er mit dem Geistigen zu verschmelzen schiene.

«Sowohl-als-auch statt Entweder-oder, ohne Wenn-und-Aber.» Hassan Mohsen, Gerontologe und Autor

Gesundheit und Krankheit als Pole eines Kontinuums

Du siehst, ein solcher Mensch kommt dem gleich, was wir uns unter einem Übermenschen, einem «Superman» vorstellen. Das lässt uns mit einiger Gewissheit schliessen, dass es einen zu 100 Prozent gesunden Menschen nicht gibt. Selbst einer oder eine, die wir als «kerngesund» bezeichnen, zieht einmal einen schlechten Tag ein, kann sich im Winter erkälten, eine Grippe einfangen oder empfindet Unlust, manchmal vielleicht sogar Hass und Feindseligkeit gegenüber Mitmenschen. Das aber zeigt, dass Gesundheit und Krankheit keine eindeutig umrissenen, sich gegenseitig ausschliessende Zustände sind. Niemand ist entweder ganz gesund oder ganz krank. Alle Menschen sind in jedem Augenblick ihres Lebens sowohl gesund als auch krank. Gesundheit und Krankheit verstehen wir demnach als Pole eines Kontinuums, auf dem wir uns ein Leben lang hin- und herbewegen.

Gesundheitsentfaltung ist komplex und individuell

Soweit dürftest Du unsere Argumentation nachvollziehen und mittragen können. Wir sehen aber noch etwas Weiteres: Es scheint ein grobes Missverhältnis zu bestehen zwischen der Menge an Medienberichten über Krankheitsthemen und der Zahl der Beiträge zur Gesundheitsentfaltung. Wir meinen daher, allzu häufig werde die Gesundheit als ein einziger Zustand wahrgenommen, und bei den Krankheiten werde ein Vielfaches präziser differenziert. Doch Gesundheitsentfaltung ist einiges komplexer, als es die mediale Darstellung vermuten lässt. Denn sie erfolgt individuell aufgrund persönlicher Erfahrungen und Potenziale. Auch das Vertrauen, die Lebenslust, das Schicksal und viele andere Faktoren unterscheidet jeden Menschen von allen anderen. Das, was jemand aus dem ihm/ihr Gegebenen macht, entscheidet stärker über seine Gesundheit und letztlich sein Leben als die Summe aller Krankheiten und Leiden.

In welche Richtung blicke und gehe ich?

Wo wir uns – z. B. gerade jetzt – auf diesem Kontinuum befinden, ist für das Leben in diesem Augenblick gewiss sehr wichtig. Aber für das Leben in seiner Ganzheit geben Fragen wie die folgenden den Ausschlag:

  • Worauf richte ich mich aus?
  • Lenke ich mein Bewusstsein, mein Denken und Handeln auf Gesundheit oder auf Krankheit aus?
  • Bewege ich mich in Richtung Gesundheit oder in Richtung Krankheit?
  • Spiegelt mein Verhalten das Bewusstsein für Gesundheitsentfaltung, oder klaffen Tun und Wollen auseinander?
  • Sehe ich «Probleme», «Hindernisse», «Hürden» oder «Herausforderungen» und «Chancen»?
  • Reagiere ich bei Vorkommnissen mit Vertrauen oder Angst?
  • Habe ich Angst vor Veränderungen, die ich selbst kaum beeinflussen kann – etwa Angst vor dem Klimawandel, kulturellen Strömungen, dem Aufkommen neuer Technologien?
  • Wie reagiere ich, wenn die Börse fällt, oder die Pensionskasse den Umwandlungssatz senkt?
  • Wie gehe ich mit Ereignissen um, die mein Selbst-, Menschen- oder Weltbild infrage stellen?

Wer sich mit seinem ganzen Wesen auf Gesundheit ausrichtet und sich auf diesen Pol hinbewegt, entfaltet seine Gesundheit. Und dies selbst dann, wenn sich immer mal wieder destruktive Gedanken und Gefühle einstellen, körperliche Leiden aufkommen, Beziehungskrisen eintreten oder das Immanente das Transzendente aus dem Blickfeld verdrängt.

Reto und Bruno