Jeder Mensch hat seine einzigartige Wahrnehmung

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Ja, die Welt «da draussen» gibt es. Aber wir können sie nicht eins-zu-eins erkennen, sagt Beau Lotto, ein Neurowissenschaftler der Universität London. Für seine These gewinnt er mich nicht nur mit seiner Forschungsarbeit, sondern bereits mit einer optischen Täuschung: Welcher der beiden Kreise ist heller?

Die Antwort lautet, dass beide Kreise den gleichen Farbton haben. Im Rot-Grün-Blau-Farbraum hat dieses Grau den Wert (178/178/178). So weit, so gut. Nun betrachte die zweite Grafik und lege Dich fest, welcher Kreis der hellere ist.

Mit höchster Wahrscheinlichkeit kommt Dir der linke Kreis heller vor als der rechte. Doch das ist eine Illusion, die durch den schwarzen Hintergrund hervorgerufen wird. Fakt hingegen ist, dass beide Kreise wiederum den genau gleichen Grauton aufweisen, RGB (178/178/178).
Obwohl wir es mit dem gleichen Datenmaterial – RGB (178/178/178) – zu tun haben, sehen wir die Kreise in unterschiedlichen Grautönen, weil der Kontext ein anderer ist. Beau Lotto schliesst aufgrund dieses Experiments auf zweierlei: Erstens macht der Kontext den Text. Eine sich ändernde Umgebung verändert unsere Wahrnehmung des Objekts, selbst wenn das Objekt an sich dasselbe bleibt. Zweitens, die Dinge sind nicht wie sie sind, sondern wie wir sie wahrnehmen. Letzteres entspricht der eingangs formulierten These, wonach wir die Welt entsprechend unserer Prägungen, nicht aber eins-zu-eins, wahrnehmen. An dieser Stelle verlassen wir das Experiment und wenden uns den weiterreichenden Erkenntnissen Beau Lottos zu.

Deine Wahrnehmung ist einzigartig

Beau Lotto erkannte, dass unsere Augen etwa zehn Prozent unserer visuellen Wahrnehmung bestimmen. Den 90-Prozent-Anteil steuert das Gehirn bei. Das Gehirn aber können wir als Speicher unserer Erfahrungen auffassen. Und diese sind für jeden Menschen einzigartig. Denn keine zwei Menschen sind denselben Lebensweg gegangen; niemand hat erlebt, was Dich geprägt hat. Deshalb siehst Du die Welt anders als alle Deine Mitmenschen. Dabei geht es indes nicht darum, ob zwei Kreise dieselbe Farbe tragen. Viel eher interessiert, wie Du beispielsweise unsere Gesellschaft siehst. Empfindest Du sie als Raum der Freiheit oder fühlst Du Dich von ihr in Ketten gelegt? Erkennst Du in Deinen Mitmenschen eher Freunde oder Feinde? Leben wir in Wohlstand oder mangelt es an vielen Ecken und Enden? Sind wir von unseren Nachbarländern bedroht oder tragen diese aufgrund von Handelsbeziehungen zum Wohlstand in der Schweiz bei? Erachtest Du Flüchtlinge als Kriminelle, als Hilfsbedürftige, als Schmarotzer oder als Bereicherung für unsere Gesellschaft? Und wie siehst Du unser Gesundheitswesen – ist es durch und durch marode, nicht mehr finanzierbar, veraltet oder von hoher Qualität, leistungsfähig, effizient und effektiv?
Wie immer Deine Antworten auf diese und ähnliche Fragen ausfällt, es wird stets Menschen geben, die zu anderen Schlüssen kommen, obwohl Du dasselbe Phänomen vor Augen hast wie sie – eben: Deine Erfahrung lässt Dich die Welt anders sehen, als Menschen sie sehen, die ihre eigenen, von Deinen verschiedenen Erfahrungen gemacht haben.

Valeursanté wirft eine neue Sicht auf das Gesundheitssystem

Indem wir Tag für Tag Neues erleben, verändert sich unser Erfahrungsschatz und mit diesem unsere Wahrnehmung. Wenn Du es darauf anlegst, kannst Du Deine Sicht der Dinge innert weniger Wochen um 180 Grad wenden. Aus Feind wird Freund, aus der einschneidenden Kälte im Winter wird ein Training des Immunsystems, aus einer mühsamen Pflicht – Steuern bezahlen – eine sinnvolle Tätigkeit – etwas zum Gelingen unserer Gesellschaft beitragen.
Genauso verhält es sich mit Valeursanté. Unser Projekt geht von einer grundsätzlich neuen Perspektive auf das Gesundheitswesen aus. Krankheiten bekämpfen oder Prävention betreiben wird aktuell als Wesenskern des Gesundheitssystems betrachtet. Das ist für viele Menschen und Situationen eine zweckmässige Sicht. Valeursanté erweitert sie jedoch um eine Komponente, die wir als Gesundheitsentfaltung benennen: Jeder Mensch – ja, ausnahmslos jede und jeder von uns! – hat gesunde Anteile, Ressourcen und Potenziale in sich. Unser Projekt will dazu inspirieren, sie zu erkennen und zur Blüte zu bringen. Der Grundgedanke lautet: In erster Linie die in jedem/jeder von uns angelegte Gesundheit entfalten und erst in zweiter Linie Krankheiten ausmerzen. Fühlst Du, dass sich damit eine grundsätzlich neue Sicht auf das Gesundheitswesen einstellt?
In den nächsten Beiträgen werden wir diesen Text weiterführen, etwa: Gelingt es uns, andere Überzeugungen zu respektieren, sie vielleicht anzunehmen oder sogar zu unseren eigenen zu machen? Wenn ja, wie und warum? Wir laden Dich ein, in den nächsten Tagen an dieser Stelle weiterzulesen.

Reto und Bruno